Geh aus mein Herz und suche Freud……   

(Teilauszug einer Betrachtung von Jörg Ehrlinger im Festbuch 900 Jahre Giengen – 1978 -)

Zwoi Feschttäg kennt a rechter Giengamer, wo bei ons koi vorlauta Rätsch ond koi Läschtermaul ebbas zom melda hent, des isch Weihnachta ond onser Nationalfeiertag, s`Kenderfescht! Sage ond schreibe scho seit dreihondert Johr ischt onser Schieaßberg am Pfingschtdienstag für jung ond alt eine Insel der Seligkeit. Kurz ond guat, für einen wohlmeinenden Giengamer Bürger, ob eingebora oder drzuzoga, bleibt dr Kenderfescht-Termin unantastbar. Oder warom  gibt´s scho seit urdenkliche Zeita den Gruaß bei Leut von fern der Heimat „Also nächst Johr wieder, beim Kenderfest!“ Und wenn se es einrichta könnat sind se drbei beim Johrgangstreffa, bei de Altersgenossa, bei de Schualfreind ond bei älle dene vertraute Gesichter, wo ma fascht jedas Gespräch afangt mit sellaam berühmta „Woisch no….? Isch des et a hella Freud, wenn am Morga scho vor am Böllerschiaßa a samtig blauer Himmel überm Städtle lacht. Wenn Kender aufgregt nach de Feschtkloider langat, ond erst recht, wenn dr kloine Karle dradenkt, daß er heut zom erschta Mol mit am Mariele zom Preistanza gat? Später übrigens, so nach beiläufig vierzig oder fünfzig oder gar Fünfasiebzig Krautherbst, wenn dr Karle statt am Kamm blos no da Wäschlappa braucht ond`s Mariele scho mit de zwoite Zähn koi Malheur meh hat, isch d`Freud beim Johrgangs-Preistanz grad no so groß wie einscht im Mai! Sell isch gwieß. Ond nirgend isch halt schöner wie auf dem „Berg“, onder de Linda, wo onsere hoimische Brauereia ihr Fäßla wagaweis hergrichtet hent, wo Kender sprengat, am Braun sei Karusell sich tapferle dreht, wo ma vom Tanzkreis bis hentre ens Bergbad saga ka: Oh Herr, es wuselat! Do treffat sich Leut, wo sich oft scho a Lebtag nemme gshea hent, se kommat bis von Amerika. On wenn se au oft a Menschaalter en ferne Länder lebat, se fremdalat kaum oder schwätzat gar vornehm nach dr Schrift. Se send Schwaba blieba ond könnat heut no saga: „Jetzt schlag me s`Blechle“,wenn se ebbas wondert oder freut.  Onser Kenderfescht des isch a Fescht für de Alte grad so wia für de Jonge. Manchmal freuat sich de Alte sogar no meh. Wissat Sie, was für mi bei onsram Kenderfescht dr schönschte Augablick isch? Des isch dr Moment, wo nach einem fröhlicha Schieaßberg-Nachmittag dr Feschtzug mit de Schüler, mit de große ond kloine Kender, mit Musik, mit Johrgängler ond Stadträt sich auf dem Kirchplatz versammelt hat, ond dr geischtliche Herr, egal mit welcham Gsangbuach, sei Dankeschö nach nauwärts schickt. Da spürt ma, warum bei onsram Kenderfescht früher, jetzt ond au no en spätrer Zeit emmer wieder gilt: „Geh aus mein Herz und suche Freud!“.